IT Prozesse

Server oder Serverlos in der Cloud? So finden Sie die richtige Lösung für ihre Unternehmens-IT. 

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Stilisierte Cloud Grafik

Brauchen wir einen eigenen Server im Unternehmen? Diese Frage sollte man sich bei angedachten Neuinvestitionen oder Veränderungen der IT Infrastruktur im Unternehmen selber stellen. Denn obwohl für viele kleine und mittelständische Unternehmen ein eigener Server lange Zeit als unabdingbar und zentrale Schnittstelle für Dateien und Software galt, bieten sich heute alternative Lösungsansätze für die Unternehmens-IT.

Mit Hilfe von serverlosen Cloud-Lösungen, lässt sich die Unternehmens-IT auch grundsätzlich komplett ohne eigenen Server, standortunabhängig aufbauen und betreiben. Das Resultat: Eine Verschlankung der Infrastruktur mit Reduzierung des Pflege- und Wartungsaufwand, Kosteneinsparungen und digitalere Arbeitsprozesse.

Doch woher weiß ich welche Lösung für mich die richtige ist? Pauschalisieren kann und sollte man bei Gestaltung und Planung der Unternehmens-IT eher nicht, denn schließlich sind die Anforderungen eines mittelständischen Handwerksbetriebs mit CAD Planung anders als ein Unternehmen im Travel Management mit digitalem Buchungsangebot.

Daher sollten wir uns zunächst die Vor- und Nachteile der zwei Ansätze ansehen.

Serverless Infrastruktur oder klassischer Server

Serverless Infrastructure - Die Vorteile der Cloud für Unternehmen ohne eigenen Server

Natürlich kommt auch die Serverless Infrastructure nicht ohne Server aus. Nur stehen diese nicht mehr in Ihrem Unternehmen, sondern in Rechenzentren zur Verwaltung der gebuchten Dienste. In anderen Worten stellt Ihnen ein Cloud Solution Provider die komplette Infrastruktur als Plattform zur Verfügung, ohne das Sie sich an kostenintensive Hardware oder eine regelmäßige Systempflege binden müssen.

Ein populäres Beispiel hierfür ist Microsoft 365 Business, das als Software as a Service Produkt (kurz SaaS) eine In-House Serverinfrastruktur in vielerlei Hinsicht ablösen kann. So ersetzt Office 365 mit Exchange Online den eigenen Mailserver und mit SharePoint und OneDrive den eigenen Datenspeicher. Ein Device Management, SharePoint Online und die Kommunikationsplattform Microsoft Teams helfen zudem bei der Benutzerverwaltung, dienen der Kommunikation und vereinfachen den Dateiaustausch innerhalb und außerhalb des Unternehmens.

Das verschlankt nicht nur die eingesetzte Hardware und reduziert den Wartungsaufwand, sondern macht Sie vor allem flexibler. Weder müssen sich Mitarbeiter über RDP Protokolle verbinden um von unterwegs auf Dateien zugreifen zu können, noch muss der Server aufgerüstet werden wenn der Speicher belegt ist oder eine Vielzahl neuer Mitarbeiter die Hardware an die Belastungsgrenze bringt.

Im Fall von Office 365 kann stattdessen der Online Speicher einfach erweitert (sofern die 1TB pro Benutzer nicht ausreichen sollten) und neue Lizenzen pro Mitarbeiter flexibel mit einer festen Preisstruktur ergänzt werden.

Auch Dinge wie die rechtskonforme Datensicherung gestaltet sich durch Cloud-to-Cloud Backups flexibler und einfacher. So können all Ihre Daten (E-Mails, Kontakte, Kalender, Dateien, Datenbanken) regelmäßig und automatisch in ein deutsches Rechenzentrum übertragen werden, um ihre Daten zu schützen und Ausfallzeiten weiter zu reduzieren.

Vorteile der serverlosen Infrastruktur

  • Reduzierter Administrations-, Wartungs- und Pflegeaufwand
  • Mobiles und standortunabhängiges Arbeiten
  • Permanenter und verschlüsselter Zugriff auf alle Unternehmensdaten
  • Investitionssicherheit und Planbarkeit ohne langjährige Verträge
  • Flexibilität bei der Unternehmensplanung durch einfach skalierbare Lösungen ohne an Hardware gebunden zu sein
  • Moderne Arbeitsweise fördert Motivation der Mitarbeiter und ermöglicht neue Arbeitszeitmodelle
  • Cloud-to-Cloud Backups sichern alle Dateien ohne zusätzliche Hardware
  • Erhöhte Datensicherheit und geringere Ausfallzeiten
Auflistung von Vorteilen für die serverlose IT-Infrastruktur

Nachteile der serverlosen Infrastruktur

  • Zusätzliche Software kann nicht zentral auf einem Server verwendet werden, sondern bedarf einer Einzelinstallation auf jedem Endgerät
  • Individuelle Anforderungen diverser Software-Programme sind nur schwer umsetzbar
  • Der Transfer größerer Dateimengen erfordert eine schnelle Datenleitung (Upload in die Cloud) ab 50Mbit/s
  • Externe Software-Tools sollten ebenfalls Online zur Verfügung stehen, um vollständig standortunabhängiges Arbeiten zu ermöglichen
  • Geringere Kontrolle über die Infrastruktur

Server On-Premises. Der klassische Server in meinem Unternehmen.

Der neudeutsche Begriff “On-Premise” beschreibt lediglich, dass sich etwas auf dem Betriebsgelände des Unternehmens befindet. Im Falle eines Servers kann man hier auch von “In-House Server” sprechen der physikalisch in meinem Firmengebäude vorzufinden ist, um es gleich mit einem erneuten Anglizismus zu erklären.

Dieses klassische Modell der IT Infrastruktur ist bei den meisten kleinen- und mittelständischen Unternehmen (KMUs) vertreten. Hier bildet der Server den zentralen Schnitt- und Ausgangspunkt für Software, Anwendungen und als Dateispeicher. Häufig kommt hier auch ein Terminalserver zum Einsatz, sodass alle Mitarbeiter sich auf dem Server anmelden und dort zentral arbeiten, anstatt Software-Programme lokal am eigenen PC auszuführen und dort abzuspeichern.

Betrachtet man den Investitions- und Administrationsaufwand, den ein eigener Server als Folge hat, erscheint dieses Prinzip im Vergleich zur Serverless Infrastructure recht schnell als altbacken und überholt. Aus Sicht eines IT Unternehmens ist man geneigt hier zuzustimmen, doch sollte man die individuellen Anforderungen von Unternehmen nicht unberücksichtigt lassen.

Auch wenn das serverlose IT-Modell für eine Vielzahl von kleinen und mittelständischen Unternehmen bereits adaptiert werden kann, sind es meist externe Faktoren, die ein rein serverloses Konzept erschweren. Diese externen Faktoren sind beispielsweise ältere Software-Programme (auch Legacy Software), die einen Server zwingend erforderlich machen. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es sich dabei meist um Buchhaltung-, Warenwirtschaft-, oder CRM-Systeme handelt, deren Wechsel häufig mit substanziellen Aufwand einhergeht.

Dennoch sollte man sich hier die Frage stellen, ob nicht heute schon die richtige Software für mein Unternehmen existiert anstatt der richtige Server für meine Software. In Anbetracht der meist langjährigen Bindung an ein Serversystem, ist es daher immer ratsam alternative Konzepte und Ansätze vorab zu ergründen und alte Muster zu hinterfragen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man danach nie wieder zurückblickt.

Vorteile eines eigenen Servers im Unternehmen:

  • Große Dateimengen können schneller transferiert werden
  • Spezifische Softwareanwendungen können zentral installiert und eingerichtet werden
  • Sie behalten die komplette Datenhoheit ohne von externen Anbietern abhängig zu sein
  • Maximale Kontrolle über die Infrastruktur

Nachteile eines eigenen Servers im Unternehmen:

  • Hohe Anschaffungskosten
  • Erhöhter Einrichtungs- und Administrationsaufwand
  • Regelmäßige Pflege und Wartung sind zwingend angeraten
  • Bei veränderten Anforderungen an Software und Speicherplatz ist eine kostenintensive Aufrüstung des Servers erforderlich
  • Externer Zugriff auf Daten ist meist nur über Umwege möglich (VPN-Tunnel, Remote Gateway)
  • Mobiler Zugriff auf Daten per Smartphone oder Tablet ist kaum möglich
  • Der Server erfordert einen dezidierten Raum mit Klimaanlage
  • Erhöhter Stromverbrauch durch permanente Servernutzung
  • Eine redundante Stromversorgung im Falle eines Stromausfalls ist dringend angeraten, um Datenverlust zu vermeiden
  • Geringe Planbarkeit und fehlende Investitionssicherheit

Wie finde ich die richtige IT-Lösung für mein Unternehmen?

Wie bereits eingangs erwähnt, lassen sich Unternehmen, wie auch geeignete Lösungen, nur schwer in A oder B unterscheiden. Die hier aufgezeigten Ansätze dienen daher als Impulse, um den Status Quo herauszufordern.

Ungeachtet dessen, ist vor der finalen Entscheidungsfindung eine umfassende Analyse der bestehenden IT Umgebung dringend angeraten, um die richtige Lösung für Ihr Unternehmen zu finden. Nur so kann langfristig eine IT Infrastruktur geschaffen werden, die sich neuen unternehmerischen Herausforderungen anpasst und flexibel wächst.

So ist häufig auch ein hybrider Mittelweg denkbar, der eine bestehende IT Umgebung auf eine serverlose Welt langsam vorbereitet. Hier können unter anderem Cloud Server zum Einsatz kommen, um beispielsweise weiterhin bestehende Software-Programme einsetzen zu können, ohne sich wieder an eigene Hardware binden zu müssen. Dies werden wir in einem späteren Artikel weiter berücksichtigen.

Man sollte sich hier die Frage stellen, ob nicht heute schon die richtige Software für mein Unternehmen existiert anstatt der richtige Server für meine Software.

Welche Lösung wird sich in Zukunft für die Unternehmens-IT durchsetzen? Serverless oder doch der eigene Server?

Die weitaus modernere IT setzt natürlich vermehrt auf Cloud Dienste und standortunabhängiges Arbeiten komplett ohne eigene Serversysteme. Gleichzeitig ermöglicht eine serverlose Infrastruktur mehr Freiheit, mehr Flexibilität und mehr Planbarkeit. Dinge, die jeder Unternehmer allein aus wirtschaftlichen Aspekten zu Schätzen weiß.

Natürlich ist ein gesundes Maß an kritischer Reflexion angebracht und auch wir möchten an keiner Stelle die goldene Lösung propagieren. Denn nicht jeder Trend ist gleichzeitig auch für mein Unternehmen passend oder verhilft langfristig zum Erfolg.

Doch letztendlich lässt sich die Frage aber auch gänzlich untechnisch betrachten. Jeder Server, jeder PC und jedes Software-Tool sind auf ihre Essenz reduziert genau eines: ein Werkzeug. Wenn es nun ein neues Werkzeug gibt, das mich schneller, günstiger und effizienter arbeiten lässt, wäre es dann nicht einen Versuch Wert?

ÜBER DEN AUTOR / DIE AUTORIN

Tobias Linden

Seit 2019 ist Tobias als Geschäftsführer bei der computech GmbH im Bereich Marketing, Produktentwicklung und New Business Development tätig. Aufgrund seiner beruflichen Erfahrung im Bereich Design und Marketing, insbesondere im UX/UI Design, liegt Tobias die Arbeit mit Menschen zur Schaffung von digitalen Lösungen am Herzen. Im firmeneigenen Blog teilt er Tipps, Erfahrungen und Einblicke aus dem prozessorientierten IT Bereich, um Digitalisierung zugänglicher und verständlicher zu machen.